Statement des Landrates Dr. Werner Henning zu Corona-Spaziergängen

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Corona-Spaziergänge? Was ist das? Wie sollte damit umgegangen werden? Was kann man inhaltlich darauf sagen? Diese Fragen treiben mich um.

Vorab:

Wir sollten sie möglichst ertragen, ohne zu urteilen, ohne sich an den schon jetzt bestehenden Grenzen weiter unnötig zu reiben. Solche sind Versammlungsanmeldungen, Masken und Abstände. Die beiden letzten wachsen sich, bei weiter verschärfenden Infektionszahlen, immer mehr zu den neuralgischen Punkten für das Einschreiten der Polizei aus. An und für sich will das niemand.

 

Was geschieht hier eigentlich?

Eine Antwort hierauf fällt mir schwer. Aus dem rechten politischen Lager höre ich den Begriff „Freiheitsspaziergänger“. Freiheit, Ungebundenheit – von was oder von wem? Die zu vernehmende Antwort lautet: „Von der Corona-Diktatur“. Man kann es aber drehen und wenden wie man will. Die grassierende Pandemie ist doch real! Man schaue nur auf die Intensivstationen unserer Krankenhäuser oder verfolge die Traueranzeigen in den Zeitungen, mit­samt den anteilnehmenden Gesprächen über weithin bekannte Menschen und deren tragisches Ende. Von den hier zu sehenden Gefahren als Launen der Natur ist niemand frei. Diese lässt sich auch nicht spazierend erkämpfen. Es dennoch zu glauben, ist auch kein Grund für Lob, bestenfalls für ein bedauernswertes Kopfschütteln. Worum es geht, ist einzig eine Risikominimierung – besonders durch eine Einschränkung der Kontakte. Hinzu kommt das Angebot der Impfung, als eine gewaltige Leistung der modernen Gesellschaft, für die wir dankbar sein und diese auch annehmen sollten. Für einzelne mag es nachvollziehbare medizinische Gründe der Nichtinanspruchnahme geben, was in Ordnung ist. Die prinzipielle Ablehnung hingegen ist nicht nachvollziehbar. Dieses als Eintritt für die „Freiheit“ zu bewerten, verlässt den Boden jedweder Vernunft.

 

Warum ist es so weit gekommen?

Scheinbar ist weithin die Fähigkeit verlorengegangen, sich selbst realistisch in die Begrenztheiten des eigenen Lebens einzuordnen. Ja – das Leben hat uns viel Freiheit mitgegeben, hält uns aber auch als Teil der allmächtigen Natur, über die wir uns nicht erheben dürfen. Über diese Grenzen hinaus darf auch die Politik keine Versprechungen machen. Tut sie es doch, dann spielt sie mit dem Feuer. Gerade die ständige Ausschmückung nicht erreichbarer Wirklichkeiten wächst sich zur Lüge aus und schafft Frust, der nicht nur auf den Nacht-Spazier-Straßen zu sehen ist. Ab und an bedarf es auch eines wahren Wortes der ehrlichen „Kümmerer“, dass unsere Welt, bei aller Unvollkommenheit, doch wohl die beste aller möglichen ist. Wäre dem anders, dann würden auch die Flüchtlinge aus der ganzen Welt nicht ausgerechnet zu uns wollen. Zum Gebrauch der eigenen Vernunft und der Selbstverantwortung für das eigene Leben gibt es, zumindest ab einem gewissen Punkt, keine wirklichen Alternativen mehr.

 

Fazit:

Ich bitte die Corona-Spaziergänger: Bleiben Sie zu Hause und tragen Sie Ihre Konflikte nicht blasphemisch als freches Lachen über die Allmacht der Natur aus, welche unerbittlich straft.

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