2. Kinderschutzkonferenz des Jugendamtes des Landkreises Eichsfeld mit dem Thema „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“

Im Jahr 2019 fand neben weiteren Fortbildungen zum Thema „Sucht“ die erste Kinderschutzkonferenz unter der Überschrift „Drogen- und Alkoholabhängkeit – Gefahr für Schwangere und Kinder“ für pädagogische Fachkräfte im Landkreis Eichsfeld statt. Um die erfolgreiche Veranstaltungsreihe fortzuführen, wurde am 24.08.2022 die zweite Kinderschutzkonferenz zu dem aktuellen Thema „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ in der Dreifelderhalle in Heilbad Heiligenstadt organisiert. Über 140 pädagogische Fachkräfte von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, medizinisches Personal sowie zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer aus dem Landkreis Eichsfeld wurden durch unterschiedliche Experten zahlreicher Professionen zum Thema sexuelle Gewalt sensibilisiert.

Alle Referenten waren sich einig darüber, dass immer mehr Kinder und Jugendliche von sexuellen Übergriffen betroffen sind und die offiziell betrachteten Statistiken nur das sogenannte Hellfeld abbilden würden. Die Dunkelziffer sei um ein vielfaches höher, weshalb ein aktives Handeln notwendig sei. Besonders gefährdet seien Säuglinge und jüngere Kinder bis zum Alter von 9 Jahren, die unter anderem Vernachlässigung oder schwerwiegende, sexuelle Grenzverletzungen, meistens durch Übergriffe aus dem familiären Umfeld, erleben mussten, so Regine Derr vom Deutschen Jugendinstitut München. Auch der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Nordhausen, Herr Grabs, berichtete von steigenden Fallzahlen. So seien im Jahr 2020 insgesamt 25 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Landkreis Eichsfeld bearbeitet worden. Dies stelle ein Anstieg um ca. 40 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr dar. Der Fallanstieg sei jedoch auch mit einer Verschärfung des Strafrechts zu erklären, so Herr Grabs. Insgesamt 17 Fälle von Erwerb, Besitz, Verbreitung und Herstellung von Kinderpornografie habe man im Jahr 2020 verfolgt. Die Aufklärungsquote der Kriminalpolizei Nordhausen liege in diesen Bereichen nahezu bei 100 Prozent.

Die Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie vom Universitätsklinikum Jena (TAKS – Thüringer Ambulanz für Kinderschutz) Frau Professor Dr. Eckoldt berichtete in diesem Zusammenhang, dass statistisch lediglich jeder fünfte Kindesmissbrauch angezeigt werde.

Hauptkommissar Becker von der PI Nordhausen erklärt, dass der Vertrauensaufbau zum Opfer immer im Vordergrund stehe. Hierzu berichtete die Thüringer Ambulanz für Kindeschutz von den Strapazen eines solchen Verfahrens. Sie verfolgt unter anderem das Ziel, dass betroffene Kinder und Jugendliche sich nur einmalig einer kindergynäkologischen Begutachtung unterziehen müssen, damit die Untersuchungsergebnisse gerichtsverwertbar sind.

Abschließend verschaffte Frau Bachmann von der Staatsanwaltschaft Mühlhausen den Fachkräften einen Überblick zu den gesetzlichen Änderungen beim Opferschutz.

Im Anschluss an die Impulsvorträge, wurde in verschiedenen Workshops und einer Podiumsdiskussion veranschaulicht, wie beispielsweise die Abläufe bei einem Verdacht auf einen sexuellen Missbauch aussehen.

Franziska Müller von der Thüringer Fachstelle für Kooperation und Qualitätsentwicklung im medizinischen Kinderschutz gab einen Überblick über bestehende Kinderschutzgruppen und -ambulanzen an Kliniken in Thüringen. So existiere auch in der Kinderfachabteilung des Eichsfeld Klinikums in Heilbad Heiligenstadt eine Kinderschutzgruppe, die aus einem interdisziplinären Team und einem Kinderschutzmediziner besteht. Im Verdachtsfall könne hier eine fachlich strukturierte Abklärung zum Schutz des Kindes oder des Jugendlichen vorgenommen werden. Um einen regelmäßigen fachlichen Austausch sicherzustellen werden lokale Vernetzungstreffen mit dem Klinikum und dem Jugendamt durchgeführt. Bei einem Verdacht auf eine Misshandlung können betroffene Kinder und Jugendliche im Klinikum vorgestellt werden. Weitere Unterstützung erhalten Betroffene und deren Familien vom Jugendamt und Beratungsstellen innerhalb des Landkreises.

Ziel der Kinderschutzkonferenz war vor allem die Vernetzung der Fachkräfte und die Vermittlung von Sicherheit im Umgang mit dem Thema. Kinder und Jugendliche sollen im Eichsfeld einen sicheren und vertrauensvollen Schutzraum zu Verfügung gestellt bekommen und Täter schnellstmöglich und gerichtsfest zur Verantwortung gezogen werden.

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